Der Traumfänger (engl.: Dreamcatcher) ist ein kulturelles Objekt der Indianer Nordamerikas. Im Wesentlichen gibt es vier Legenden um den Ursprung der Traumfänger, drei davon sind jeweils einem der folgenden Stämme zuzuordnen: Den Azteken, den Lakota und den Anishinabe. Die vierte Legende ist keinem einzelnen Stamm zuzuordnen. Alle Legenden gibt es in unzählig verschiedenen Versionen, und sie sind nicht bestätigt.
Traumfänger ist auch der Titel eines Buches von Marlo Morgan, in dem die Autorin einen fiktiven Walkabout (Marsch durch die australische Wüste) mit Aborigines schildert.
Aufbau und Verwendung eines Traumfängers [Bearbeiten]
Der „klassische“ Traumfänger besteht aus einem hölzernen, kreisrunden Reifen aus Weide, in den ein Geflecht eingearbeitet ist, bestehend aus einer Darmschnur oder einem Sehnenfaden. Leder, Perlen, Federn, Pferdehaar und einige andere Materialien verzieren das Ganze. Legenden zufolge wurde dieses Geflecht anfangs als Spinnennetz bezeichnet.
Laut den Indianern wird der Traumfänger über dem Ruheort (zum Beispiel dem Bett oder dem Tipi) aufgehängt, um den Schlaf zu verbessern: Während die bösen Träume im Netz hängen bleiben und später von der Morgensonne neutralisiert werden, schlüpfen die guten Träume durch das Netz hindurch und können durch die mittlere Öffnung verschwinden. Anwendung und Interpretation variieren je nach Legende.
Allerdings entweichen die schlechten Träume in der Legende der Lakota durch das Loch in der Mitte, und die guten Träume bleiben im Netz.
Vor langer, langer Zeit, als die Erde noch sehr jung war, stand ein alter spiritueller Lakota hoch oben auf einem Berg und hatte eine Vision.
In seiner Vision erschien ihm Iktomi, der große Schwindler und Lehrer der Weisheit in der Form einer Spinne.
Iktomi sprach zu ihm in einer geheimen Sprache die einzig und allein nur ein spiritueller Lakota verstehen konnte.
Während Iktomi sprach, nahm die Spinne des Älteren Weidereifen, welches Federn, Pferdehaar, Perlen und Opfergaben dran hatte und begann darin ein Netz zu spinnen
Er sprach mit dem Ältesten über den Kreis des Lebens wie wir unser Leben beginnen, als Säuglinge und weiter zur Kindheit und dann zum Erwachsenenalter entwickeln. Zuletzt kommen wir in ein Alter, wo auf uns aufgepasst werden muss, wie auf Säuglinge, um den Kreis wieder zu schließen.
„ Aber,,sagte Iktomi, während er das Netz weiter spann, in jeder Zeit des Lebens gibt es Herausforderungen, viele gute und viele schlechte. wenn du auf die guten Herausforderungen hörst, dann werden sie dich in die richtige Richtung führen. Aber wenn du auf die schlechten hörst, dann werden diese dich erhören und in die falsche Richtung führen.
Er wiederholte, Es gibt viele Herausforderungen und verschiedene Richtungen die helfen oder behindern können, mit der Harmonie der Natur, und auch mit dem großen Geist und allen seiner wunderbaren Lehren.
Die ganze Zeit, als die Spinne sprach, fuhr sie fort, ihr Netz zu weben, das von der Außenseite begann und in die Richtung des Zentrums (Mitte) verlief.
Als Iktomi zu sprechen aufhörte, gab er dem Lakota Ältesten das Netz und sagte. " schau, das Netz ist ein perfekter Kreis, aber da ist ein Loch im Zentrum des Kreises.
Er sagte, verwende das Netz, um dir selbst und deinem Volk zu helfen, eure Ziele zu erreichen und die Ideen deines Volkes, Träume und Visionen gut zu nutzen.
, Wenn du an den großen Geist glaubst, wird das Netz deine guten Ideen einfangen – und die schlechten werden durch das Loch verschwinden.“
Der Lakota Älteste gab seine Vision an seine Leute weiter, und die Sioux Indianer verwenden jetzt den Traumfänger als das Netz ihres Lebens
Es wird über ihren Betten oder im Haus aufgehängt, um ihre Träume und Visionen auszusortieren. Das Gute ihrer Träume bleibt im Netz des Lebens und schützt es, aber das Böse in ihren Träumen wird durch das Loch im Zentrum des Netzes verschwinden und ist nicht länger ein Teil von ihnen.
Sie glauben, dass der Traumfänger das Schicksal Ihrer Zukunft hält.
Eine Legende der Sioux, erzählt 1969 von Lame Deer auf der Rosebud Reservation
Aus den Ebenen von Wyoming erhebt sich der Devil´s Tower. Er ist eigentlich ein Fels, mehr als Hundert Meilen im Umkreis sichtbar. Ein immenser Kegel aus Basalt, der die Wolken zu berühren scheint. Er reckt sich aus der flachen Prärie, als ob jemand ihn aus den Tiefen den Grundes nach oben gestoßen hätte.
Natürlich stammt die Bezeichnung „Devil´s Tower“ von den Weißen. Wir haben keinen Teufel in unserem Glauben und haben es auch in all den vergangenen Jahrhunderten ganz gut ohne ihn geschafft. Ihr Weißen habt den Teufel erfunden, und soweit es mich betrifft, könnt ihr ihn auch gern behalten. Aber heutzutage kennt jeder den imposanten Fels bei jenem Namen, also bleiben wir eben bei „Devil´s Tower“. Die meisten Stämme nennen ihn allerdings „Bear Rock“. Bärenfelsen. Dafür gibt es einen Grund: Wenn du ihn siehst, dann wirst du feststellen, dass er auf allen Seiten viele, viele Streifen und Risse hat, die senkrecht nach oben und unten verlaufen. Sie sehen aus wie Kratzer, die von gigantischen Klauen hinterlassen worden sind. Die Legende erzählt, dass sich vor langer, langer Zeit zwei kleine indianische Jungen in den Weiten der Prärie verliefen. Sie hatten Ball gespielt und ihn weit aus dem Dorf heraus geschlagen. Sie folgten ihm, und plötzlich hörten sie einen Laut, wahrscheinlich von einem kleinen Tier. Neugierig machten sie sich auf die Suche, um herauszufinden, woher das Geräusch stammte. Sie kamen an einen Bach mit vielen bunten Kieselsteinen und folgten ihm für eine Weile. Dann kamen sie an einen Hügel und wollten sehen, was auf der anderen Seite war. Also stiegen sie hinauf. Sie wanderten und wanderten, und schließlich wurden sie hungrig. Es erinnerte sie daran, dass es Zeit war, nach Hause zurückzukehren. Aber sie hatten keine Ahnung, wo sie waren. Sie machten sich auf und gingen in die Richtung, in der sie das Dorf vermuteten, aber entfernten sich in Wirklichkeit weiter und weiter. Müde kuschelten sie sich schließlich unter einem Baum zusammen und schliefen ein. Am nächsten Morgen standen sie auf und gingen weiter, aber noch immer liefen sie in die falsche Richtung. Sie aßen wilde Beeren und Wurzeln und tranken Wasser aus einem Bach. Drei Tage lang gingen sie in Richtung Westen. Die Füße taten ihnen weh, aber sie überlebten. Sie wünschten sich so sehr, dass ihre Eltern, ihre Tanten und Onkel oder ihre älteren Brüder und Schwestern sie finden würden. Aber niemand kam.
Am vierten Tag hatten die Jungen ganz plötzlich das Gefühl, als ob jemand ihnen folge. Sie sahen sich um, und in der Ferne sahen sie Mato, den Bären. Keinen gewöhnlichen Bären, einen gigantischen Grizzly. So groß, dass die Jungen für ihn lediglich eine kleine Vorspeise gewesen wären. Aber: er hatte sie gerochen und wollte seine Vorspeise. Er kam näher und näher, und die Erde erzitterte unter seinen Schritten. Die Jungen begannen zu laufen und nach einem Versteck zu suchen, aber es gab kein Versteck, und der Grizzly war viel, viel schneller als sie. Sie stolperten, und der Bär hätte sie beinahe erwischt! Sie konnten in sein weit offenes Maul sehen, und erschraken über die riesigen, gefährlichen Zähne. Sie konnten seinen heißen, bösen Atem riechen. Die Jungen waren alt genug um zu wissen, wie man betet, und sie riefen Wakan Tanka, den Schöpfer: „Tunkashila, Großvater! Hab Erbarmen mit uns! Rette uns!“ Und plötzlich begann die Erde zu beben und zu wachsen! Und die Jungen mit ihr! Aus der Erde wuchs ein Kegel, und er wuchs und wuchs und wuchs bis er über tausend Fuß hoch war. Und die beiden Jungen waren ganz oben auf dem Gipfel. Mato der Bär war enttäuscht, als sein Mal in den Wolken verschwand. Aber er war ein gigantisch großer Bär. So groß, dass er - wenn er sich auf die Hinterbeine stellte- beinahe den Gipfel erreichen konnte. Beinahe, aber nicht ganz. Seine Klauen waren so groß wie die Pfosten eines Tipis. Wütend grub er sie in die Seiten des Berges und versuchte hinaufzuklettern, hinauf zu den Jungen. Dabei hinterließ er riesige Kratzer in dem Fels. Aber der Stein war zu glatt und rutschig, Mato konnte nicht hinaufklettern. Er probierte es an jeder Stelle, auf jeder Seite. Ringsherum zerkratzte er den Fels, aber ohne Ergebnis. Die Jungen beobachteten ihn, wie er tobte und müde wurde und schließlich aufgab und sich davonmachte. Ein riesiger grummelnder, brummender Berg aus Fell.
Die Jungen waren gerettet. Aber waren sie das wirklich? Wie sollten sie jemals wieder nach unten kommen? Sie waren Menschen, keine Vögel, die hätten fliegen können. Also- wie kamen sie wieder nach unten? Wir wissen es nicht, aber wir können sicher sein, dass der Große Geist sie nicht erst rettete, um sie dann aus Hunger und Durst oben auf dem Felsen sterben zu lassen. Nun- Wanblee, der Adler, war unserem Volk immer ein Freund. Vielleicht war es also der Adler, der es den Jungen erlaubte, sich an ihm festzuhalten und der sie dann sicher wieder nach Hause in ihr Dorf zurück brachte. Vielleicht. Oder weißt du einen anderen Weg?
Eine alte indianische Legende, überliefert von den Atzteken lautet:
Die Alten haben uns erzählt: Wenn es dunkel wird und die Erdenmenschen müde werden und einschlafen, beginnen die Geistenergien mit ihren mannigfaltigen Wesen und Unwesen. Einige verwandeln sich in Träume. Und wie es gute und schlechte Geistenergien gibt, gibt es gute und schlechte Träume. Schlechte Träume bringen Krankheiten oder sie sind ein Zeichen für bösen Zauber.
Die Alten haben erzählt, wie man es macht, damit böse Träume uns nicht erreichen können:"Es war eine Ahnfrau, die sehr unglücklich war. Denn sie hatte ein Kind, das jede Nacht mit den Kojoten weinte, weil ihr im Schlaf böse Träume böse Geschichten erzählten. Und weil die Ahnfrau keine Hilfe mehr wusste, bat sie die Spinnenfrau um ihren Rat. Spinnenfrau war viel älter als Ahnfrau und von großer Weisheit. Sie bog aus dem Holz der Bäume, die am Wasser wachsen, einen Ring, nicht größer als der Kopf des Kindes. Dann verwandelte sie sich in eine Spinne und spann Fäden in den Ring, kreuz und quer. Als sie damit fertig war, flocht sie Gegenstände von großer magischer Kraft in das Netz: Die Rassel der Klapperschlange, die Wurzel einer Zauberpflanze, einen bunten Stein, das Haar des Bären und des Büffels. Und viele andere Gegenstände mehr, alle von großer magischer Kraft.
Nimm es und hänge es über die Wiege. So wird kein Traum mehr Kraft über dein Kind bekommen. Es wird bewirken, dass keine schlechte Energie mehr in euer Tipi kriecht, es wird alle diese Kräfte fangen und sammeln, und am Morgen, werden sie mit der Nacht verschwinden. Zeige das Netz deinen Brüdern und Schwestern, und webt euch selbst Netze, damit die bösen Träume auch ihre Macht über deine Brüder und Schwestern verlieren. Und so ging die Ahnfrau in ihr Dorf zurück und tat, wie ihr geraten."
Und wie die Ahnfrau von der Spinnenfrau gelernt hat, so machen wir es heute noch: Wir biegen den Zweig vom Baum am Wasser zum Ring und flechten Gegenstände von magischer Kraft in ein Geflecht aus dünnen Därmen. Da sind also Perlen, das Haar des Pumas, der Zahn des Bären, da sind Muscheln und Steine. Wir hängen den Traumfänger über unseren Schlafplatz oder tragen einen kleineren davon auf unserem Kopf. Wir Azteken weben auch viele Federn in dieses Geflecht, denn Federn haben eine besonders große magische Kraft. Wir nennen so einen Traumfänger in unserer Sprache Titlahtin. Das bedeutet: "Das, was mich beruhigt". Aus "Was der Wind uns singt" - Indianische Weisheiten von Xokonoschtletl Siehe auch Wikipedia